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Sport – Risiken und Nebenwirkungen

Aktualisiert: 26. Aug.

Was sind die häufigsten Risiken bei sportlichen Aktivitäten und wie beugt man vor?



Körperliche Inaktivität erhöht das Risiko für viele nichtübertragbare Krankheiten [1]. Bewegung hingegen werden vorbeugende und therapeutische Wirkungen zugesprochen [2]. Verglichen mit inaktiven Menschen weisen so Personen, die die gängigen Bewegungsempfehlungen erfüllen (siehe Link für eine genauere Beschreibung der Empfehlungen), ein deutlich reduziertes Sterblichkeitsrisiko auf [3, 4]. Obwohl die Vorteile von Bewegung die Risiken bei weitem überwiegen [5], müssen letztere bei der Trainingsplanung auch berücksichtigt werden. Ziel dieses Artikels ist es, häufige und/oder wichtige Risiken und Nebenwirkungen körperlicher Aktivität aufzulisten, Risikosportarten und Risikopersonen zu identifizieren und mögliche vorbeugende Strategien vorzustellen. Beachte, dass die Liste nicht vollständig ist. Weitere Risiken und Vorsichtsmassnahmen hängen von der ausgeübten Sportart, den Umweltbedingungen und den vorhandenen Krankheiten ab.

Verletzungen

Meistens sind die unteren Extremitäten betroffen, vor allem das Knie und das obere Sprunggelenk [6]. In der Schweiz geschehen etwas mehr als 400'000 Sportunfälle pro Jahr. Kinder sind öfter betroffen als Erwachsene. Über 65-Jährige sind am wenigsten betroffen. Männer sind öfter betroffen als Frauen. Diese Unterschiede sind auf ein alters- und geschlechtsspezifisches Sport- und Risikoverhalten zurückzuführen [7].

Risikofaktoren

Ballspiele (30 %), Wintersport (20 %) und Bergsport (10 %) machen mehr als die Hälfte der Sportunfälle aus. Pro ausgeübte Stunde liegen die höchsten Inzidenzraten beim Eishockey, Fussball, Schlitteln, Handball und Inlineskating. Auf der anderen Seite der Skala finden sich Sportarten wie Schiessen, Golf, Gymnastik, Fitnesstraining und Aerobic (z. B. Yoga und Pilates) [7].

Mögliche Vorbeugung

  • Risikoreiche Sportarten vermeiden / minimieren.

  • Beweglichkeits-, Kraft- und propriozeptives Training einbauen, Mundschutz tragen (wenn angebracht), nach intensivem Sport genügend Nahrung zu sich nehmen (am besten innerhalb einer Stunde) und Übertraining vermeiden [8, 9].

  • Sprunggelenkorthesen können das Risiko für Verstauchungen verringern [8, 10].

  • Ob ein «angemessenes Schuhwerk» das Verletzungsrisiko reduziert, ist noch unklar [11, 12].


Tödliche Unfälle

In der Schweiz sind zwischen 150 und 200 Personen pro Jahr betroffen (ausländische Gäste inbegriffen) [7].

Risikofaktoren

Die häufigste Ursache ist Bergsport, gefolgt von Winter- und Wassersport [7].

Mögliche Vorbeugung

  • Risikoreiche Sportarten vermeiden / minimieren.

  • Beim Bergabwandern besonders aufpassen, da hier die meisten Unfälle passieren [13].


Überlastungsschäden

Bis zu 50 % der Sportverletzungen sind auf Überlastungsschäden zurückzuführen [14-16].

Risikofaktoren

Repetitive Bewegungsabläufe (z. B. Laufen) und einseitige Bewegungen (z. B. Tennis, Golf) [17, 18]. High-Impact-Sportarten (Kraft-, Kampf- und Ballsportarten) weisen ein erhöhtes Arthrose-Risiko in den unteren Extremitäten auf, besonders bei übergewichtigen Personen [19]. Ob Joggen das Arthrose-Risiko erhöht, ist noch unklar [20, 21]. Degenerative Veränderungen der Wirbelsäule können bei Sportarten mit Rotationsbelastungen oder Hyperextensionsbelastung vorkommen (z. B. Turnen, Ringen, Würfe, Gewichtheben), der Schulter bei Speerwerfern und Golfern und des Handgelenks bei Kletterern und Boxern [19].

Mögliche Vorbeugung

  • Repetitive Belastungen minimieren und stattdessen breit trainieren.

  • Verletzungen auskurieren, Trainingsbelastung (Umfang und Intensität) langsam steigern und genügend Erholung einplanen (da das Gegenteil mit erhöhtem Risiko verbunden ist) [22].


Plötzlicher Herztod oder Herzinfarkt

Diese Ereignisse sind sehr selten: Etwa 1 Todesfall pro 1,5 Millionen Episoden intensiver körperlicher Aktivität bei Männern [23] und 1 Todesfall pro 36,5 Millionen Stunden Sport bei Frauen [24].

Risikofaktoren

Vermutete oder nachgewiesene Risikofaktoren sind Übergewicht, Diabetes, Bluthochdruck, hohe Ruheherzfrequenz, Rauchen, koronare Herzkrankheit und männliches Geschlecht [25]. Das Risiko nimmt mit steigender Intensität zu [5].

Mögliche Vorbeugung

  • Medizinische Untersuchung vor Trainingsaufnahme, besonders wenn kardiovaskuläre oder metabolische Krankheiten vorhanden sind [5].

  • Bei Symptomen (übermässige oder ungewöhnliche Müdigkeit und Schmerzen in der Brust oder im oberen Rücken) eine Ärztin oder einen Arzt aufsuchen [5].

  • Regelmässiges Training verringert das Risiko eines Herztodes während intensiver Aktivität [23]

  • Vorsicht bei intensivem Sport, vor allem bei Risikopersonen [5].


Beeinträchtigte Immunfunktion

Grundsätzlich verbessert Sport die Immunfunktion [26]. Jedoch können sich intensive Aktivitäten kurzfristig (bis ca. 24 Stunden) negativ auf das Immunsystem auswirken [27]. Beispielsweise erkranken 13 % der Teilnehmenden eines Marathons innerhalb einer Woche an einem Atemwegsinfekt [28].

Risikofaktoren

Intensives, längeres Training oder Übertraining erhöhen das Risiko für Atemwegsinfekte [29].

Mögliche Vorbeugung

  • Training bei mittlerer Intensität kann gegen Infektionen der oberen Atemwege vorbeugend wirken [30].

  • Übertraining vermeiden.

  • Extreme Belastungen auf ein Minimum reduzieren und genügend Erholung einplanen.


Essstörungen (z. B. Anorexie, Bulimie)

Die Häufigkeit von Essstörungen variiert zwischen 0 und 19 % bei Athleten und 6 und 45 % bei Athletinnen [31].

Risikofaktoren

Sportarten, bei denen die Ästhetik von Bedeutung ist (z. B. Eiskunstlauf, Gymnastik), die in Gewichtsklassen unterteilt sind (z. B. Judo, Rudern) oder bei denen ein geringes Gewicht leistungsfördernd ist (z. B. Laufen), stellen ein erhöhtes Risiko dar [32]. Übermässiges Training und Leistungssport sind auch mit erhöhtem Risiko verbunden [32] sowie manche Persönlichkeitsmerkmale, Coaching-Verhalten sowie Gruppen- oder medialer Zwang [31].

Mögliche Vorbeugung

  • Fokus von dem Körpergewicht und dem Aussehen wegnehmen [31], vor allem im Hobbysport.

  • Messung der Körperzusammensetzung zur Überwachung des Gesundheitszustands [31].

  • Trainer und Trainerinnen in die Verantwortung nehmen [31].


Sportabhängigkeit

Die Prävalenz von Sportabhängigkeit liegt bei Hobbysportlern bei etwa 8 %, bei Amateur-Wettkampfsportlern bei etwa 5 % und bei Universitätsstudierenden bei etwa 6 % [33].

Risikofaktoren

Gewisse Sportarten sind mit einem erhöhten Risiko verbunden (Ausdauersportarten, Ballsportarten und Krafttraining) [34]. Auch gewisse Persönlichkeitsmerkmale (z. B. Angststörungen oder eine obsessive Leidenschaft) können das Risiko erhöhen [35].

Mögliche Vorbeugung

  • Symptome erkennen (Sport trotz negativer gesundheitlicher Konsequenzen, Vernachlässigung sozialer Kontakte [36]) und Trainingspensum reduzieren.

Referenzen

  1. Lee, I.M., et al., Effect of physical inactivity on major non-communicable diseases worldwide: an analysis of burden of disease and life expectancy. Lancet, 2012. 380(9838): p. 219-29.

  2. Pedersen, B.K. and B. Saltin, Exercise as medicine - evidence for prescribing exercise as therapy in 26 different chronic diseases. Scand J Med Sci Sports, 2015. 25 Suppl 3: p. 1-72.

  3. Moore, S.C., et al., Leisure time physical activity of moderate to vigorous intensity and mortality: a large pooled cohort analysis. PLoS Med, 2012. 9(11): p. e1001335.

  4. Zhao, M., S.P. Veeranki, C.G. Magnussen, and B. Xi, Recommended physical activity and all cause and cause specific mortality in US adults: prospective cohort study. Bmj, 2020. 370: p. m2031.

  5. American College of Sports Medicine, ACSM's Guidelines for Exercise Testing and Prescription (Eleventh Edition). 2021, Philadelphia: Wolters Kluwer.

  6. Hootman, J.M., et al., Epidemiology of musculoskeletal injuries among sedentary and physically active adults. Med Sci Sports Exerc, 2002. 34(5): p. 838-44.

  7. Schweizer Sportobservatorium Indikatorensammlung. Stand Juni 2022. 2022.

  8. Bullock, S.H., B.H. Jones, J. Gilchrist, and S.W. Marshall, Prevention of physical training-related injuries recommendations for the military and other active populations based on expedited systematic reviews. Am J Prev Med, 2010. 38(1 Suppl): p. S156-81.

  9. Lauersen, J.B., D.M. Bertelsen, and L.B. Andersen, The effectiveness of exercise interventions to prevent sports injuries: a systematic review and meta-analysis of randomised controlled trials. Br J Sports Med, 2014. 48(11): p. 871-7.

  10. Handoll, H.H., B.H. Rowe, K.M. Quinn, and R. de Bie, Interventions for preventing ankle ligament injuries. Cochrane Database Syst Rev, 2001(3): p. Cd000018.

  11. Malisoux, L. and D. Theisen, Can the "Appropriate" Footwear Prevent Injury in Leisure-Time Running? Evidence Versus Beliefs. J Athl Train, 2020. 55(12): p. 1215-1223.

  12. Barrett, J.R., et al., High- versus low-top shoes for the prevention of ankle sprains in basketball players. A prospective randomized study. Am J Sports Med, 1993. 21(4): p. 582-5.

  13. Faulhaber, M., et al., Fall-related accidents among hikers in the Austrian Alps: a 9-year retrospective study. BMJ Open Sport & Exercise Medicine, 2017. 3(1): p. e000304.

  14. Herring, S.A. and K.L. Nilson, Introduction to overuse injuries. Clin Sports Med, 1987. 6(2): p. 225-39.

  15. O'Toole, M.L., W.D. Hiller, R.A. Smith, and T.D. Sisk, Overuse injuries in ultraendurance triathletes. Am J Sports Med, 1989. 17(4): p. 514-8.

  16. Pecina, M. and I. Bojanic, Overuse Injuries of the Musculoskeletal System (2nd ed.). 2013: CRC Press.

  17. DiFiori, J.P., et al., Overuse injuries and burnout in youth sports: a position statement from the American Medical Society for Sports Medicine. Br J Sports Med, 2014. 48(4): p. 287-8.

  18. Clarsen, B., G. Myklebust, and R. Bahr, Development and validation of a new method for the registration of overuse injuries in sports injury epidemiology: the Oslo Sports Trauma Research Centre (OSTRC) overuse injury questionnaire. Br J Sports Med, 2013. 47(8): p. 495-502.

  19. Schmitt, H., Degenerative Gelenkerkrankungen nach Leistungssport. Deutsche Zeitschrift für Sportmedizin, 2006. 10.

  20. Tran, G., et al., Does sports participation (including level of performance and previous injury) increase risk of osteoarthritis? A systematic review and meta-analysis. Br J Sports Med, 2016. 50(23): p. 1459-1466.

  21. Timmins, K.A., R.D. Leech, M.E. Batt, and K.L. Edwards, Running and Knee Osteoarthritis: A Systematic Review and Meta-analysis.Am J Sports Med, 2017. 45(6): p. 1447-1457.

  22. Niedermeier, M., et al., Sport - zu RIsiken und Nebenwirkgunen. Orthopäde, 2019. 48:1030–1035.

  23. Albert, C.M., et al., Triggering of sudden death from cardiac causes by vigorous exertion. N Engl J Med, 2000. 343(19): p. 1355-61.

  24. Whang, W., et al., Physical Exertion, Exercise, and Sudden Cardiac Death in Women. JAMA, 2006. 295(12): p. 1399-1403.

  25. Aune, D., et al., Physical activity and the risk of sudden cardiac death: a systematic review and meta-analysis of prospective studies. BMC Cardiovascular Disorders, 2020. 20(1): p. 318.

  26. Simpson, R.J., H. Kunz, N. Agha, and R. Graff, Exercise and the Regulation of Immune Functions. Prog Mol Biol Transl Sci, 2015. 135: p. 355-80.

  27. Gleeson, M., Immune function in sport and exercise. J Appl Physiol (1985), 2007. 103(2): p. 693-9.

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  35. Back, J., T. Josefsson, A. Ivarsson, and H. Gustafsson, Psychological risk factors for exercise dependence. International Journal of Sport and Exercise Psychology, 2021. 19(4): p. 461-472.

  36. Breuer, S. and J. Kleinert, Primäre Sportsucht und bewegungs-bezogene Abhängigkeit — Beschreibung, Erklärung und Diagnostik, in Rausch ohne Drogen: Substanzungebundene Süchte, D. Batthyány and A. Pritz, Editors. 2009, Springer Vienna: Vienna. p. 191-218.


Hinweis: Dieser Beitrag ersetzt keine medizinische Beratung. Umsetzung der Inhalte auf eigene Verantwortung.


 
 

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